Den Tiger rauslassen...
...und warum das mehr mit Mut als mit Kampf zu tun hat.
von Heike Wycisk
Oftmals erleben wir Situationen, in denen wir uns ungerecht behandelt fühlen oder verärgert über einen Umstand sind oder uns einfach hilflos fühlen.
Wir zetern dann vielleicht lautstark rum, beschweren uns bei Dritten über das Verhalten eines Anderen oder die Umstände.
Der Körper gibt uns Zeichen
Unser Körper gibt uns ja oft einige Hinweise:
- Wut im Bauch („...ich habe sooo eine Wut im Bauch!“)
- Angst im Nacken ( „Mir sitzt die Angst im Nacken!“)
- Stress im Kopf („...mir brummt der Schädel!“)
- Anspannung in den Muskeln („Ich bin total verspannt!“ oder "Ich habe Rücken!")
- Nervosität im Darm oder in der Blase („Ich muss ständig auf´s Klo...so nervös bin ich!")
- Ärger im Hals („...da kriege ich echt nen Hals!!“ ;-)
- ...
Oft erkennen wir allerdings gar nicht, was hinter diesen Körperwahrnehmungen steckt.
Wir haben nur die Fakten, die wir sehen, erleben oder hören im Blick.
Aber was ist es tatsächlich, was uns so in Rage bringt, anspannt oder so aufwühlt?
Unser Gehirn als Sucher auf den Weg schicken
Unser Gehirn hilft uns dabei Fragen zu formulieren, um dem auf die Schliche zu kommen.
- Kann es sein, dass es ein Bedürfnis ist, welches wir für uns noch nicht richtig erkannt oder verständlich geäußert haben?
- Kann es sein, dass ich mich darauf verlasse oder erwarte, dass andere blind erkennen was ich brauche?
- Kann es sein, dass wir uns immer so verhalten und reagieren, wie es (so denken wir) andere oder das Umfeld von uns erwartet und unsere Bedürfnisse dadurch gar nicht mehr sehen?
- Kann es sein, dass wir nicht den Mut oder die Fähigkeit haben, dieses Bedürfnis in einer konstruktiven Form zu äußern, weil wir es nie gelernt haben oder denken es gehöre sich nicht?
Gefahr erkannt – Gefahr gebannt
Wenn wir dann bestenfalls unser Bedürfnis erkannt haben, schieben wir es oft schnell zur Seite, weil wir glauben, dass sei zu egoistisch oder zu verständnislos, das zu äußern. Oder wir wollen andere nicht „belästigen“ Oder wir denken, es sei nicht angebracht oder zu anspruchsvoll. UUUuuurgh!
Also wird es „verdrängt“. Aber wenn wir lange oder sehr häufig innerste Bedürfnisse als nicht wichtig abtun, dann melden sie sich wieder. Da können wir uns sicher sein! Die werden in einem großen Topf gesammelt und der wird immer voller. Und dann? Kocht irgendwann der Topf über! Und wir explodieren! Entweder innerlich (z.B. Magengeschwür) oder äußerlich (z.B. Wutausbruch)! Das ist beides ja nicht besonders angenehm. Weder für uns noch für andere ;-)
Was können wir tun?
Wir können uns auf die Suche machen. Was ist denn da nicht erfüllt worden? Wo fehlt etwas? Das erfordert etwas Geduld und Übung, wenn es lange abgetan wurde. Und wenn wir wissen was es ist, dann brauchen wir noch eine ganz wesentliche Zutat:
MUT!
MUT, in einer freundlichen Art zu äußern, was wir brauchen. Auch auf die Gefahr hin, dass der andere nicht begeistert ist.
MUT, dem Bedürfnis nachzugehen, auch wenn etwas Anderes dafür liegen bleibt.
MUT, auszuprobieren, was uns wirklich guttut.
MUT, nein zu sagen.
MUT, zu sagen, was wir nicht wollen.
MUT, zu sagen wie wir uns fühlen und was wir brauchen. (Aber Vorsicht! Wenn wir sagen "Ich habe das Gefühl, dass..." ist es oft eher ein Gedanke ;-)
Das heißt natürlich noch lange nicht, dass wir das Fehlende dann von der anderen Person bekommen. Vielleicht kann die andere Person es uns momentan nicht geben. Oder wir haben es noch nicht verständlich genug erklärt.
Wir können auch schauen, auf welche andere Art und Weise wir uns selber dieses Bedürfnis erfüllen können.
Vielleicht müssen wir auch feststellen, dass es das vermutete gar nicht war und scheinbar etwas anderes dahinter steckt. Dann heißt es weiter forschen. Und ausprobieren.
Manchmal brauchen wir auch einen Dritten, der uns hilft zu erkennen, was es wirklich ist.
Also, TigerAuge auf, um zu forschen und TigerMut an, um es zu äußern oder zu tun!
PS: Wie gesagt, das braucht etwas Übung ;-) Aber Übung macht den Meister ;-)
SURF YOUR BRAIN AND BODY!
Bildtitel: Tigerauge sei wachsam!
Zeichnung Tiger: Heike Wycisk