Der Bleisack und seine Botschaft
Was tun, damit die Beine locker und leicht werden...
von Heike Wycisk
Kennst Du das auch? Wenn auf einmal so schwere Betonklötze an Deinen Beinen hängen. Eigentlich wolltest Du eine flotte Runde laufen, eine kleine Tour radeln oder eine Runde kitesurfen gehen oder was auch immer. Aber Deine Beine sind schwer wie Blei!
Du denkst dann: „Was ist denn nu los? Die ganzen Wochen konnte ich doch Vollgas geben und habe mich gut gefühlt. Habe ich nicht richtig gegessen? Oder zu wenig trainiert? Oder was ist kaputt??"
Energieriegel?
Dann reißt Du Dir einen Energieriegel auf, der mit vielen Werbeversprechen Dich davon überzeugt, dass Du damit Deinen Vollgaslevel wieder erreichen kannst. Damit das klebrige Zeug gut rutscht, kaufst Du Dir noch einen passenden Energiedrink. Denn das soll die perfekte Kombination sein, um Bestleistungen zu bringen. Du haust Dir die Mixtur rein und wartest auf den Urknall, der Dich wieder ganz nach vorne bringt. Aber, der monströse Urknall bleibt aus. Hmmmh?! Auf das falsche Pferd gesetzt? Du weisst, dass eine bedarfsgerechte und gesunde ausgewogene Ernährung definitiv wichtig ist, aber Energiebooster sind wohl kein Heilmittel.
Mehr Kraftsport?
Ok, wenn es nicht die Super-Food-Ernährung ist die hilft, dann fehlen wohl Muskeln an den jeweiligen Stellen. Also, ab in die Mukkibude! Ein paar Gewichte stemmen. Je mehr desto besser! Sollen ja kräftige Pakete sein, die einen weiterbringen. Es wird geschnauft, geächzt und gestemmt was das Zeug hält. Jede Faser ist spürbar. Tja, und der Muskelkater lässt nicht auf sich warten. Und wenn Du den dann fühlst und Du Dich nur noch wie ein Schrank bewegen kannst, dann denkst Du „So! Das ist jetzt der Turbo, den ich brauchte!"
Aber diese Bleimonster an den Beinen wollen sich einfach nicht lösen. Du merkst, Muskeln sind sicherlich hilfreich für die Fortbewegung, aber, die Sichtweise viel hilft viel, passt wohl nicht.
Neues Sport-Equipment?
Dann ist es ggf. das falsche Fahrrad, es sind die falschen Schuhe, die falsche Strecke oder das Wetter. Du tauscht aus, was auszutauschen geht. Aber es läuft immer noch nicht so rund, wie Du denkst, wie es laufen müsste.
Mentaltraining?
Wenn also weder das hochgepriesene Superfoodmeal und auch nicht der Powerboost in den Muskeln oder das extra leichte neue Sport-Equipment Abhilfe schafft, dann müssen wohl ein paar pfeffrige Kommandos her! Nur die Harten kommen in den Garten, heißt es doch. Also, chakchaka-mäßig ein paar feurige Botschaften „Du bist der/die Beste!“ „Du schaffst das!“ „OléeeOléeeOléee, ich bin die/der Größte, oléeee!“ Tja, manch einer meint, dass sei dann „mentales Training“. Weit gefehlt! Das nennt man dann eher Selbstbetrug ;-). Du wirst dann zum Lügenbaron und fliegst mit der Bombenkugel durch den Sportlerhimmel. Allerdings landet die mit einem Donnerschlag und sehr unsanft auf dem harten Boden der Tatsachen. Denn mentales Training sieht anders aus ;-).
Aufgeben?
Und dann wirst Du neben all dem Übel auch noch überholt! Das wurmt Dich total und ist das bittere Sahnehäubchen auf der ganzen Miserentorte! Das kann ja wohl nicht wahr sein! Man schuftet wie ein Esel und es geht nicht voran. Scheinbar trittst Du auf der Stelle – und das liegt nicht am Laufband!
Was hilft denn dann?
Wie wäre es mit hinsetzen und die klammernden Bleimonster fragen, was sie denn brauchen, damit sie verschwinden? Was zu futtern ist es nicht. Noch mehr Training ist es auch nicht. Neue Ausrüstung ist es auch nicht. Was wollt Ihr denn? Na, Maoam mit Sicherheit auch nicht. Könnte es sein, dass die Bleischurken „Pause!“ schreien. Oder „Massage“ oder „Sauna“ oder „Schlaf“ oder „liebevolle Behandlung“ – im Sportlerfachjargon auch REGENERATION genannt?!
Der Körper und seine Bedürfnisse
Ja, wir sind keine Maschinen. Und selbst Maschinen brauchen mal eine Wartung und Runderneuerung. Dichtungen müssen geschmiert, Öl ausgewechselt und Schrauben wieder angezogen werden. Das geht aber nicht, wenn die Kapazität auf Vollauslastung eingestellt ist. Da läuft die Maschine heiß und es kommt nur Ausschussware raus. Also, Maschine abstellen!
Der menschliche Körper braucht Zeit, um die ganzen „Abfallprodukte“, die sich in den Bleisäcken von den Aktivitäten am Tage so sammeln, abzubauen. Das sind hochkomplexe und biochemische Prozesse, die wirklich erstaunlich sind. Dein Körper ist ein Wunderwerk! Aber bitte bediene diesen richtig, sonst geht er in den Streik! Und im Extremfall droht ein Totalschaden.
Body and...
Bei sportlicher Betätigung entstehen z.B. Stoffwechselprodukte wie Lakat. Diese Stoffwechselprodukte müssen abtransportiert und abgebaut werden. Laktat wird zum Beispiel im Herz und in der Leber abgebaut. Es passiert natürlich noch viel mehr in Deinem Körper. Aber mal ganz schnack und einfach formuliert: Wenn der Körper für diese umfangreichen Abbauarbeiten keine Zeit bekommt, kann es zu Beeinträchtigungen der Leistungen kommen. Und das ist dann spürbar.... Muskeln schmerzen oder es kommt zu Krämpfen...oder, oder, oder.
...Brain!
Im übrigen benötigt Dein Gehirn – insbesondere bei technischen Sportarten – Zeit, um die neuronalen Netzwerke für neue oder optimierte Bewegungsabläufe zu bilden. Deine Schaltzentrale wird also umgebaut. Und dafür ist die richtige Form von Pause nötig.
Pause! Der Zaubertrick für Leistungssteigerung!
Aber nicht nur für Reparatur- und Abbauprozesse braucht es den jeweiligen Zeitraum. Wenn Du besser werden willst, dann musst Du dem Körper Zeit geben, aus der Hütte peu à peu ein Holzhaus entstehen zu lassen. Und ggf. danach ein Steinhaus oder ein Mehrfamilienhaus.... Je nachdem, wo es hingehen soll. Der Körper benötigt Zeit, um sich an diese „Strapazen“, denen Du ihn aussetzt, anzupassen. In dieser Pause „kompensiert“ der Körper, dann wird z.B. aus einem 10 Litertank ein 15 Litertank gemacht. Den brauchst Du nämlich, wenn es weiter gehen soll als bisher ;-)
Inzwischen wissen Sportwissenschaftler, dass Ruhephasen nicht nur wichtig für die Regenerations-, Reparatur- und Umbauprozesse sind, sondern auch förderlich für eine Leistungssteigerung. Gerade Freizeitsportler tendieren dazu, zu viel zu machen. Und es wird oft nicht berücksichtigt, dass der Beruf, der allgemeine Alltag sowie Familie und Co. ebenso Energiereserven aufbrauchen. Denn auch dort läuft es nicht immer rund – es gibt Stress, Streit, Sorgen, viele „S“-Baustellen eben.
Dann kann es schon mal sein, dass diese spürbaren Bleisäcke an den Beinen einfach mal ein Hinweis dafür sind, dass die Pausenglocke läutet, die Du nicht hören konntest oder wolltest ;-) Denn auch die Muskeln funktionieren nur mit An- und Entspannung! Dauerspannung macht auch ein Gummiband auf lange Sicht morsch und rissig. Das gilt übrigens nicht nur für die körperlichen Anstrengungen, auch der Geist braucht nach getaner Arbeit Pause und Erholung.
Und mal ganz ehrlich, eine Massage oder ein ausgedehnter Sauna-Abend kann auch seeehr viel Spaß machen. Vielleicht auch einfach mal in die Hängematte legen, entspannt atmen und die Seele baumeln lassen :-)
Das hat unglaubliche Wirkung auf den Turbo! Und es läuft sich wieder wie auf Wolken.
Wie viel Du brauchst?
Auch für diese Pausen gibt es kein Pauschalkonzept. Die Zeit sowie Art und Weise ist abhängig von Art, Intensität und Dauer der Belastung. Gut ist es dann, auf seinen Körper zu hören, aber dafür muss man ihn richtig verstehen ;-)
Also, Surf Your Body ;-)