Die nervtötende Gedankenqualle – Was tun, wenn Du von diesem Tier angefallen wirst?
Kennst Du das auch? Wenn Dich wieder die Gedankenqualle im Griff hat?
von Heike Wycisk
Wenn die Teufelsgedankenqualle wieder an Dir haftet, kann sie Dir das Leben richtig schwermachen. Sie erzählt Dir etwas davon, dass Du Dir nicht genug Mühe gibst. Sagt Dir, dass Du es eh nicht schaffst. Erzählt Dir, dass das doch zu anstrengend ist. Oder, dass andere es besser können, dass Du nicht schön genug, nicht stark genug, nicht schlau genug oder nicht fit genug bist..... Diese Gedankenqualle ist unheimlich einfallsreich und mitteilungsbedürftig. Und gibt keine Ruhe, wenn sie erstmal an Dir klebt. Ein total lästiges glibberiges Vieh!
Gibt es Strategien, um die Qualle los zu werden?
Wenn diese Glibberqualle anfängt zu erzählen und so richtig in Fahrt kommt, versuchst Du mit verschiedensten Strategien diesem Gesabbel Einhalt zu gebieten. Als erstes versuchst Du, sie zu ignorieren. So wie früher als Kind beim Blinde Kuh spielen. Einfach die Hände vor die Augen nehmen und sagen „Ich seh Dich nicht, also bist Du auch nicht da!“. Du strengst Dich total an, um sie nicht zu hören. Das ist total ermüdend!
Tja, das funktioniert natürlich nicht. Die Qualle klebt immer noch an Ort und Stelle und quatert weiter vor sich hin. Und durch den Versuch sie zu ignorieren, wird sie nur noch lauter und redet immer schneller und mehr.
Dann die nächste Strategie. Ablenkung! Du machst `zig verschiedene Dinge, um Dich von diesem Geschnatter abzulenken. Du bist den ganzen Tag total aktiv und Dir fallen ganz viele Aktivitäten ein, die Du noch tun kannst. Nur dann kommt irgendwann der Moment, wenn nichts mehr zu tun ist. Dann tönt das Vieh lauter als zuvor auf Deinem Kopf. Aaaarrrghhh!!!
Also weiter wuseln! Du arbeitest mega viel oder machst extrem ausgiebig Sport, damit Du am Abend nur noch schlafend ins Bett fällst und gar keine Gelegenheit hast, auf diese Qualle zu hören. Das Einschlafen klappt dann vermutlich ganz gut. Schließlich hast Du Dich bis zur Erschöpfung körperlich und geistig gefordert.
Und beim Aufwachen? Wer sagt Dir als erstes „Guten Morgen“? Die Gedankenqualle! Das Puddingtier ist über Nacht scheinbar noch aktiver geworden und redet und redet und redet. Und manchmal wachst Du sogar von dem Getratsche und Geläster auf.
Es gibt natürlich noch zahlreiche andere Strategien mit dem Ziel, Abhilfe zu schaffen. Manch einer versucht das lästige Tier mit literweise Alkohol, haufenweise ungesunder Nahrung (Kuchen, Chips, Schokolade, Kekse, Eis, Pommes, Burger, Pizza...) oder sogar mit Hilfe von Tabletten zu vergiften, um sie loszuwerden. Andere versuchen sich mit viel Koffein oder Energiedrinks wach zu halten, um möglichst viel aktiv sein zu können, weil Ablenkung ja helfen soll. Aber das klappt alles nicht!
Und was ist die Wirkung von diesen Strategien?
Was passiert dann? Du bist inzwischen restlos erledigt und wirst total sauer, schlecht gelaunt, weil Du nur noch genervt bist von diesem Saugtier. Du fängst an, andere Menschen in Deinem Umfeld anzugiften. Und meckerst nur noch rum. Du wirst selber zu einer Giftqualle! Außerdem verfolgt Dich eine dunkle Dauerregenwolke. Na toll! Jetzt nervt nicht nur die Sabbelqualle, sondern auch noch die Gewitterwolke, die sich immer ganz plötzlich entlädt. Wohlfühlen sieht anders aus!
Du hast irgendwann den Eindruck, dass nicht nur eine Qualle, sondern ein ganzer Schwarm von Quallen auftaucht. Und die halten ein chaotisches Redekonzert. Natürlich sind es immer Horrorgeschichten, die diese Horde von Sülztieren von sich geben. Du siehst nur noch dieses Heer von Quallen, das Dich einhüllt. Und aus der Gewitterwolke werden erst Stürme und dann große Naturkatastrophen. Ein riesengroßer Strudel aus Laberquallen und Gewitterwolken! Total anstrengend! Alles dreht sich nur noch darum!
Und früher oder später bist Du nur noch wie betäubt und wirst ganz lethargisch. Denn es ist ja so anstrengend. Und der Kampf scheint aussichtslos. Du glaubst all diese Dinge, die Dir die Gedankenquallen so erzählen. Wenn Du das ständig hörst, dann muss doch wohl etwas Wahres dran sein?!
Du ergibst Dich, verlierst Elan, wirst ganz träge und leer. Du hast zu nichts mehr Lust. Denn egal was Du tust, diese Saugnäpfe halten sich hartnäckig. Die Gedankenquallen sitzen mit einem breiten Siegergrinsen auf Dir. Und nun? Steht der Gewinner fest?
Wie kannst Du der Gedankenqualle begegnen?
So weit müssen wir es natürlich nicht kommen lassen ;-) Was kannst Du tun?
Du kannst diese Gedankenqualle, wenn sie sich andockt, anschauen. Und sagen „Hallo, auch mal wieder da?!“ Du kannst Dir die Qualle genauer anschauen. Wie sieht sie aus? Welche Farbe hat sie? Wie groß ist sie? Wie fühlt es sich an, wenn sie auf Dir klebt? Wo hat sie sich genau angehaftet? Am Kopf? Am Bauch? Im Nacken? Am Rücken? Und Du kannst sie fragen, was sie mitteilen will. Du kannst die Klebequalle einfach mal reden lassen. Und dann sagen „Aha! Danke für den Beitrag! Ich wünsche Dir noch einen angenehmen Tag!“ Vielleicht wirst Du sie nicht ganz los. Aber vielleicht lösen sich ein paar von den Saug-Tentakeln. Und es fühlt sich nicht mehr ganz so unangenehm an. Du kannst es wiederholen und schauen was passiert. Vielleicht wird eine andere Qualle kommen und das gleiche Spielchen versuchen. Dann kannst Du auch dieser Qualle „Guten Tag!“ sagen und fragen, was sie zu sagen hat.
Eines Tages werden die Gedankenquallen weniger Lust verspüren, Dich als Saugobjekt zu nutzen. Sie werden zwar immer noch auftauchen und andocken, aber ziehen dann auch weiter. Denn Du lässt Dich von ihnen nicht mehr aus der Ruhe bringen. Sie tauchen auf und tauchen auch wieder ab. Dann surfst Du die meiste Zeit mit Leichtigkeit und ohne viele Lastquallen durchs Leben ;-)
Ist es bei Dir auch eine Qualle? Oder wie sieht es bei Dir aus? Ist es eher ein Seestern von der stechenden Art? Oder der Stachelrochen, der immer piesackt? Die Würgeschlange, die Dich nicht loslässt? Was tust Du wenn, das Tier auftaucht? Was hilft Dir?
Was dies alles mit dem Gehirn zu tun hat, fragst Du Dich? Vermutlich ist Dir klar, dass diese Gedankenqualle ein Konstrukt von Deinem Gehirn ist. Das Gehirn fabriziert pausenlos Gedankenquallen. Und die bestimmen oft unser Tun und Handeln – häufig nicht zu unserem Besten. Mit Brain Training können wir der Quallenflut Herr werden.
Also, Surf Your Brain ;-)