Do you walk like a turtle? Und was das mit unserer Tiefenmuskulatur zu tun hat.
Warum eine schlechte Haltung auch auf unser Gehirn Auswirkungen hat.
von Heike Wycisk
Jeder kennt das wohl. Wir sitzen viele Stunden vor dem Rechner in einer zusammen gesunkenen Haltung und verharren so eine gefühlte Ewigkeit. Schwups, ist die Zeit vorbei gerast und wir haben gar nicht realisiert, wie lange wir schon in dieser einen Haltung sitzen. Wenn wir dann aufstehen, fühlen wir uns wie im Rentenalter. Jedenfalls denken wir, dass es sich anfühlen muss.
Bewegung bringt Bewegung in unseren Körper
Jeder weiß, dass das lange sitzen oder stehen auf einer Stelle nicht gut ist, denn wir haben viele Gelenke, Sehnen, Bänder, Muskeln, die bewegt werden wollen. Denn nur, wenn wir uns bewegen, pumpen wir „Leben“ in alle Bestandteile unseres Körpers und versorgen diese mit den nötigen Nährstoffen. Dann können die Prozesse ablaufen, die für unseren Körper überlebenswichtig sind.
Ein Auto was ständig steht, nicht bewegt und gepflegt wird, rostet und der Motor fängt an zu stottern. Bei unserem Körper ist es nicht anders.
Unser Körper gibt uns Signale
Oft werden allerdings unsere Autos besser behandelt als unsere Körper. Ein Auto muss alle zwei Jahre zum TÜV. Und wenn nicht alles OK ist, bekommt das Vehikel keine Plakette oder wird sogar stillgelegt.
Wie sieht es mit Eurem Körper aus? Würde der Fitnesszustand von Eurem Körper die TÜV Prüfung bestehen? Ist alles geschmiert und Verschleißteile regelmäßig gecheckt? Ölstand in Ordnung? Was macht die Ernährung? Was machen die Gelenke und Knorpel? Etc...
Wenn beim Auto die Warnleuchte brennt, schauen wir nach, wo das Problem liegt und lassen es reparieren oder reparieren es selber. Wenn der Körper schmerzt, greifen viele zur Schmerztablette oder versuchen es zu ignorieren. Ist damit das Problem gelöst? Natürlich nicht! Wir haben nur ein „Ich seh Dich nicht“-Pflaster über die Warnlampe gehängt. Wir sollten aber schauen, woher der Schmerz kommt und welche Ursache der Schmerz hat. Und was wir tun können, damit er gelindert wird oder verschwindet. Rückenschmerzen haben zwar vielschichtige Ursachen, kommen aber z.B. oft durch zu wenig Bewegung oder eine schlechte Haltung. Und die entsteht, wenn wir uns zu wenig oder falsch bewegen oder auch falsch trainieren. Es können auch Probleme durch eine fehlende oder falsche Hüft- bzw. Beckenbewegung kommen. Häufig fällt uns das nicht einmal auf. Die kann dann Auswirkungen auf unsere Knie haben. Irgendwann, oft nach langer Zeit gibt es dann Probleme und wir können uns das garnicht erklären. Wir haben doch nichts anders als sonst gemacht?! Wir glauben, wir machen alles richtig. Eingefahrene falsche Bewegungsmuster sind auch erlernt. Diese können aber korrigiert werden.
Richtige Bewegung im richtigen Maß
Wenn es um die Haltung geht, dann ist ein Training der Tiefenmuskulatur ein Muss. Oft trainieren wir nur die Oberflächenmuskulatur. Das sieht ja toll aus, mit dicken Mukkis ;-) Das reicht aber nicht. Es müssen nicht nur die Muskeln trainiert werden, die wir sehen (ja, ich weiß, jeder will einen Sixpack haben), sondern auch die feinen kleinen Muskeln, die wir kaum kennen und oft verlernt haben zu spüren. Oder wir wissen nicht, wie die bewegt werden wollen.
Das wird besonders wichtig, wenn wir eine Verletzung hatten oder Dauerschmerzen haben. Dabei können uns dann Physiotherapeuten, Osteopathen, Trainer mit ihrem Fachwissen oder besondere Bewegungsmethoden helfen. Das braucht natürlich etwas Zeit. Aber es hilft uns, um unseren Lieblingssport mit noch mehr Spaß und ohne Reue ausüben zu können.
Tiefenmuskulatur können wir durch Yoga, Tai Chi, Pilates, Judo, Gymnastik oder auch mit Hilfe von Geräten gezielt stärken und trainieren. Mit Feldenkrais können wir auch lernen unseren Körper besser zu bewegen. Inzwischen gibt es viele kreative und effektive Methoden. Je nach dem, welchen Anforderungen der Körper ausgesetzt ist und je nach Körperbau braucht es eine passende Bewegung bzw. individuelles Training. Und es soll Spaß machen!
Was das mit unserem Gehirn zu tun hat?
Wenn wir eine aufrechte Haltung haben, dann senden wir dem Gehirn ein Signal. Das wir gut drauf sind. Wenn dabei noch unser Dauergrinsen nicht aufhört, dann ist es die doppelte Packung. Als Folge werden Botenstoffe ausgeschüttet, die für ein gutes „Gefühl“ sorgen - z.B. Dopamin. Ist die Haltung zusammengesunken, dann haben wir auch eine gesunkene Laune ;-) Das ist die Kurzfassung der neurobiologischen Erklärung.
Probier es mal! Stell Dich mal aufrecht hin und atme tief ein. Und lächle.
Und dann der Vergleich: Lass Dich richtig hängen, atme flach und lass Deine Mundwinkel nach unten sinken. Was ist das für ein Feeling?
Also, Surf Your Body ;-)