Schlaf Dich schlau! Wer genug schläft, ist am nächsten Tag schlauer!

Warum Schlaf für unser Gehirn so wichtig ist!

von Heike Wycisk

Häufig begegnen wir Menschen, die regelrecht damit prahlen nur wenig Schlaf zu brauchen, um am nächsten Tag wieder fit zu sein. Mit wenig Schlaf sind dann ca. zwischen 3 und 5 Stunden gemeint.

Ja, ein Körper kann lange Zeit viel kompensieren. Da sich der negative Effekt erst schleichend einstellt, führen wir unseren Leistungseinbruch nicht auf einen Schlafmangel zurück. Aber es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass unsere kognitiven Leistungen nachlassen, wenn wir zu wenig schlafen. Problematisch ist, dass wir Menschen das Gespür für Müdigkeit verloren haben und wir meinen, wir kämen mit einer dauerhaft kurzen Schlafdauer gut zurecht. Frei nach dem Motto "Alles eine Frage der Gewohnheit!" Dem ist aber nicht so!

Wissenschaftler erklären das fehlende Gespür damit, dass wir für Schlaf kein Sinnesorgan haben, welches uns die richtige Menge an Schlaf vorgibt. Wie z.B. die Ohren, die uns ganz klar mitteilen, wann etwas zu laut ist.

Oftmals dopen wir unseren Körper z.B. mit koffeinhaltigen Getränken, damit wir länger durchhalten. Als ob wir unseren Körper veräppeln könnten ;-) Können wir aber nicht!
Der ist schlauer ;-)

Wir haben ja schon oft gehört: Der Körper, in dem wir wohnen, ist ein Wunderwerk!

Das ist er auf jeden Fall! Wir müssen ihn allerdings besser verstehen und behandeln :-)

 

Unsere innere Reparatur-Crew in der Nachtschicht!

Unser Körper braucht natürlich eine „fachgerechte Bedienung und Pflege“, so wie unser Auto. Wir tun uns auf Dauer keinen Gefallen, wenn wir zu wenig schlafen., denn unser Body braucht Schlaf für die innere Reparatur- und Umbau-Crew. Zum Beispiel braucht unser Immunsystem genügend Zeit, um wieder „aufzutanken“. Denn Schlaf ist dafür da, dass diverse Körperfunktionen ablaufen können, damit dieser wieder fit wird. All unsere Körperbestandteile und Organe brauchen diese Zeit, damit repariert, entmüllt und erneuert werden kann. Es ist also nicht so, dass „wir“ nichts tun, wenn wir schlafen. Wir geben unserem Körper mit genügend Schlaf die nötige Zeit, um die innere Arbeit geschehen zu lassen. Das passiert dann wie von selbst. Wir machen die Augen zu und die Arbeit kann beginnen. Das ist doch toll!

Was ist wenn diese Zeit fehlt?

Chronischer Schlafmangel führt zu einer geringeren geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit und kann langfristig krankmachen. Das sagen die Experten. Der Schlafpapst Jürgen Zulley sagt sogar ganz drastisch: „Schlafmangel macht krank, dick und dumm.“ Bämmm!

Nicht nur Depressionen können zu Schlafmangel führen. Auch Schlafmangel kann zu Depressionen führen.

Wer ist darauf schon erpicht?! Keiner!

 

Nächtliche Aufräum- und Umbauarbeiten im Schichtbetrieb

Nachts arbeiten z.B. unsere Leber und unsere Gallenblase, um unseren Körper zu „entgiften“. Die Leber und die Gallenblase arbeiten z.B. von ca. 23 Uhr bis 3 Uhr morgens. Die „Abfall“-Produkte (oder auch Stoffwechselprodukt), die unser Körper im Laufe des Tages durch unsere Aktivität produziert oder aufgenommen hat, werden u.a. in der Leber und Gallenblase abgebaut und dann irgendwann ausgeschieden.

Wachen wir über einen längeren Zeitraum regelmäßig zur gleichen Zeit auf (z.B. zwischen 1 und 3 Uhr) und unterbrechen damit unsere Schlafphasen, kann die Zeit einen Hinweis darauf geben, welches Organ im Ungleichgewicht ist. Die traditionelle Chinesische Medizin – kurz TCM - vertraut bei der Diagnose von Beschwerden der Organuhr. Diese Organuhr kann bei einigen Beschwerden sehr hilfreich sein, denn unsere Leber z.B. schmerzt nicht, wenn etwas nicht stimmt. Häufig ist eine unstimmige und einseitige Ernährung oder ein ungesunder Lebensstil die Ursache für ein Leberproblem. Allerdings ist die Leber sehr gut wieder zu besänftigen und regeneriert gut, wenn wir gut zu ihr sind ;-). Mit ausreichend Bewegung, einer Ernährungsanpassung und einem stimmigen Lebenswandel kann die Leber wieder in Balance gebracht werden. Das ist doch genial! Aber, solange wie wir die Organe oder unseren Körper vernachlässigt haben, solange brauchen wir auch für die Gesundung. Also, durchhalten und in Geduld üben ;-)

 

Unser Gehirn braucht Schlaf um Gelerntes zu speichern

Nicht nur unser Körper benötigt Schlaf, damit alle Organe in Ruhe ihre Aufgaben erfüllen können. Auch das Gehirn benötigt genügend Zeit, um alle Verarbeitungsprozess ausführen zu können. Das ist ein bisschen wie die Speicherzeit für ein Softwareprogramm, damit Daten zusammengeführt, gespeichert und für weitere Arbeiten verwendet werden können. Wenn wir etwas neues Lernen, wird dieses Gelernte im Gehirn (genau genommen im Hippocampus) sozusagen gesammelt. Der Hippocampus ist wie ein Einkaufsbeutel. Alles was am Tag passiert ist und erlebt wurde, kommt in diesem Beutel zusammen.

In der Nacht fängt dann die Aussortierung an. Alles Unwichtige wird aussortiert und alles Wichtige (das was uns besonders „geflasht“ hat) wird gespeichert. Das kann theoretisches Wissen sein, eine schöne Begegnung, ein beeindruckendes Bild, eine Bewegung, ein Tanz, ein Musikstück. Alles was uns besonders emotional berührt hat, wird vom Hippocampus bevorzugt rausgepickt und in die bestehende Struktur integriert. Das ist so, als wenn wir ein spannendes und gelesenes Buch in unser Regal räumen, um es bei Bedarf nochmal herausholen zu können. Oder wenn wir wichtige neue Daten auf unserem Computer in einem Ordner ablegen.

 

Nächtliche Strickmaschine verbindet

Und nicht nur das. Das Neue wird mit dem bisherigen verknüpft. Es wird als in das vorhandene Netz von Verbindungen „reingestrickt“. Durch dieses breitere Netz von Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn, können wir Zusammenhänge erkennen und verstehen. Und nicht nur das! Es ist auch möglich, dass wir am nächsten Morgen wach werden und auf einmal eine Lösung da ist. Das kommt - einfach gesprochen - dadurch zustande, weil sich das Netz in unseren Gehirnwindungen erweitert und eine Lösung kreiert werden kann.

Wenn wir nicht genügend Schlafzeit haben, dann kann es sein, dass das Erlebte oder Gelernte nicht verarbeitet und aufgenommen wird. Das ist nicht immer dramatisch. Aber es kann dazu führen, dass etwas Wesentliches nicht gespeichert wird. Und das wir ggf. etwas nochmal lernen müssen. Das wäre natürlich ärgerlich! Also, lieber genügend schlafen!

 

Müllabfuhr im Gehirn

Und auch im Gehirn entstehen „Abfall“-Produkte bei der Weiterleitung der Impulse, die durch z.B. biochemische Prozesse zwischen den Nervenzellen weitergeleitet werden. Und dieser „Müll“ im Gehirn, wird laut Forschern, über den Blutkreislauf in die Leber geführt und von dort aus „entsorgt“.

 

Träumen ist Arbeitszeit für unser Gehirn

Und unser Gehirn verarbeitet Erlebnisse, wenn wir schlafen, in unseren Träumen. Viele haben in der Traumdeutung eine Passion gefunden und versuchen das Geträumte in Erklärungen für eine stimmige Lebensführung zu bringen. Einige glauben daran, einige nicht. Jeder so wie es im hilft und gefällt ;-) Interessant ist es auf jeden Fall!

 

Schlafgenuss für gute Laune und die Schönheit

Es gibt ein paar Menschen, die sagen, sie wollen ihr Leben nicht verschlafen. Aber wenn wir nicht ausgeschlafen sind, können wir unser Leben nicht genügend genießen, da wir ggf. schlecht gelaunt oder körperlich nicht gut drauf sind. Und nicht nur das. Schlaf wird von Schlafforschern der Uni Tübingen neben den körperlichen Effekten auch als Anti-Aging Wundermittel angepriesen – das sei wissenschaftlich nachgewiesen. Der allbekannte Schönheitsschlaf! Also, schlaf Dich jung ;-)

Eine Schlafdauer zwischen mindestens 5 und 8 Stunden sei laut Wissenschaft hilfreich, damit unser Körper genügend Zeit hat, um die Reparatur- und Wartungsarbeiten auszuführen. Und damit unser Gehirn uns durch neue und zusätzliche Verbindungen schlauer machen kann ;-)

Dauer und auch der Rhythmus des Schlafs sind laut verschiedener Studien bei jedem Menschen etwas unterschiedlich. Jeder kann seinen Rhythmus rausfinden und möglichst einhalten, damit er fit, jung, schlau und schön bleibt ;-).

Und übrigens, wie gesagt lässt sich der Körper nicht veräppeln. Der Biorhythmus richtet sich nach den natürlichen Tag- und Nachtphasen. Mit künstlichem Licht können wir unseren Körper nicht Tag vortäuschen ;-) Etwas helfen soll es, aber es ist kein Ersatz.

Wissenschaftler empfehlen Menschen, die in Nacht- oder Spätschichten arbeiten den Chronotyp-Test. Damit wird der jeweilige Rhythmus herausgefunden. Und der Arbeitgeber kann mit Hilfe des Ergebnisses eine individuelle und möglichst wenig belastende Einteilung einer Nachtschichteinheit vornehmen.

 

PowerNapping als Regenerationstankstelle

Die Schlafwissenschaftler haben außerdem festgestellt, dass PowerNapping in der Mittagspause einen guten Effekt auf die Regeneration hat, während das bei einer „normalen“ Mittagspause (mit Mittagessen) nicht in dem Ausmaße der Fall sei. Das macht nachdenklich! Nicht nur die Spanier sollten ggf. darüber nachdenken, die Siesta-Zeit wiedereinzuführen und sich aufs Ohr zu hauen ;-) Allerdings nicht länger als 30 Minuten, sonst sei es kontraproduktiv.

Übrigens: Auch Albert Einstein soll ein Mittagsschläfchen-Fan gewesen sein ;-)

 

Also, schlaft Euch fit, schlau, schön und jung!

 

Sleep your Brain and Body ;-)

 

Siehe auch:

  • Spork, P.: Das Schlafbuch. Warum wir schlafen und wie es uns am besten gelingt. Rowohlt Verlag, 2007.

 

Bildtitel: Schlaf Dich schlau!
Illustration: Heike Wycisk

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