Was Darmbakterien mit unserer Stimmung zu tun haben...

...und wieso Gehirn und Darm gemeinsam auf einer Welle surfen.

von Heike Wycisk

Welche Gemeinsamkeiten und Verbindungen gibt es zwischen unserem Gehirn und unserem Darm?

Also, auf jeden Fall ist eine Gemeinsamkeit, dass unheimlich viel los ist - im Darm und im Gehirn. Viele Sachverhalte wurden durch die Wissenschaft schon aufgedeckt. Auch hier gibt es immer wieder viele neue Entdeckungen. Unglaublich spannend!

Eine weitere große Gemeinsamkeit ist die unglaubliche Menge an Nervenzellen, die sich in unserem Gehirn und auch in unserem Darm befinden. Unser Darm ist quasi unser zweites Gehirn.  Laut aktuellen Angaben gibt es ca. 86 Milliarden Neuronen (Nervenzellen) in unserem Oberstübchen. Inzwischen ist bekannt, dass Nervenzellen mit Hilfe von elektrischen und chemischen Signalen kommunizieren. Ein höchst komplexer Vorgang! Hundert Millionen Nervenzellen sollen es in unserem ca. 7 Meter langen Verdauungssystem sein. Und diese Nervenzellen sind mehr oder weniger mit einander verbunden – je nachdem wie aktiv wir sind und auch wie wir uns ernähren. Bei einer Vergiftung z.B. senden die Nervenzellen des Darms Signale an das Gehirn und dort wird Übelkeit und Erbrechen ausgelöst. Das ist schon erstaunlich, was da alles passiert.

Diese vielen Nervenzellen im Darm und im Gehirn sowie die zahlreichen Botenstoffe, die bei den komplexen Prozessen ausgeschüttet werden, ermöglichen eine Verbindung und Kommunikation zwischen dem Darmhirn und unserer Schaltzentrale im Kopf. Inzwischen weiß die Wissenschaft, dass die Beschaffenheit und der Zustand des Darms das Gehirn beeinflussen – positiv wie auch negativ. Ist der Darm bzw. die Darmflora nicht im Gleichgewicht, kann es z.B. zu neurologischen Problemen kommen. Denn die Bakterien, die sich in unserer Darmflora tummeln, stimulieren die Nervenzellen, die wiederum Signale an das Gehirn senden. 

Alle diese Mikroorganismen, die mit unserem Körper in einem "Team zusammenleben" werden auch als Mikrobiom oder Superorganismus bezeichnet. Unser Körper besitzt laut wissenschaftlichen Erkenntnissen mehr Bakterien als körpereigene Zellen. Rund zwei bis drei Kilogramm soll unser Körper insgesamt von diesen Mikroorganismen beherbergen. Das ist wirklich enorm! Diese Bakterien sind aber nicht nur im Darm, sondern beispielsweise auch auf der Haut oder in unseren Schleimhäuten zu finden.

Je mehr gute Bakterien im Darm zu Hause sind, desto besser ist unser Immunsystem auf Trab und kann die nicht so guten Bakterien, Pilze und Viren bekämpfen. Daher ist es wichtig, mit einer ausgewogenen Ernährung dafür zu sorgen, dass unser Bakterienstamm im Darm möglichst vielseitig bleibt. Artenvielfalt ist also nicht nur in der Natur gut, sondern auch in unserem Körper. Auch werden durch vielseitige Bakterienstämme genügend Enzyme produziert, die dafür sorgen, dass eine gute Verdauung abläuft. Bakterien sind also nicht per se „gefährlich“, sie sind für uns Menschen sogar überlebenswichtig.

Denn ist die Bakteriengemeinschaft aus dem Gleichgewicht, kann dies zu diversen Krankheiten führen, z.B. auch Depressionen. Also, beeinflusst unsere Ernährung und das was wir zu uns nehmen (natürlich auch Alkohol, Medikamente) auch unsere mentale Stimmungslage. Denn die Nervenzellen in unserem Darm stehen mit verschiedenen Regionen in unserem Gehirn in Verbindung, u.a. mit dem limbischen System. Und diese Gehirnregion ist u.a. an der Steuerung unserer Emotionen beteiligt, aber auch für unseren Antrieb und auch für unsere Gedächtnis- und Lernprozesse zuständig.

Bild: Bakterienparty
Illustratorin: Heike Wycisk

Unser Verdauungssystem ist also wichtig für unser Wohlbefinden, unser Immunsystem, unsere Stimmung und unsere Leistungsfähigkeit.

Also viele gute Gründe sich nicht mit Fast Food, Fertiggerichten oder Süßigkeiten, sondern mit vielen natürlichen Nahrungsmitteln ausgewogen zu ernähren.

Also: Surf Your Brain and Surf Your Digestive System! Das bringt gute Laune!

 

 

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