Lange galten Fette als Dickmacher und waren in einer gesunden, schlankheitsbewussten Ernährung verschrien. Heute weiß man aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse, dass die richtigen Fette einen großen Teil zu einer Gesunderhaltung und Fitness – körperlich und geistig – beitragen. Sie sind für unser tägliches Essen sogar sehr wichtig!
Warum brauchen wir Fette?
Nicht nur unsere Muskeln brauchen Fett als Treibstoff (neben Kohlenhydraten als schneller „Energielieferant“ und Eiweiß als Muskel-„Baustoff“) auch unser Gehirn benötigt Fette. Denn dieses besteht aus Milliarden von Nervenzellen und diese bzw. die Zellmembrane bestehen zum Großteil aus Fetten. Quasi unser Gehirnschmalz ;-) Fette erhöhen also unser Denkvermögen!
Und manchmal vergessen wir es, aber unser Herz ist ein Muskel. Demnach freut sich auch unser Herz über die richtigen Fette in der passenden Dosis. Genügend "Sprit" für unsere „Pumpe“ ist wichtig!
Die richtigen Fette in der passenden Dosierung machen zudem schlank, denn Fette lassen den Insulinspiegel nicht so ansteigen wie Kohlenhydrate. Kohlenhydrate sind zwar zur schnellen Energiegewinnung hilfreich, machen aber in zu großer Menge dick. Denn nicht verwertete Kohlenhydrate werden gespeichert und wenn diese nicht „abgearbeitet“ werden, gibt es „Hüftspeck“ oder die bekannten „Love Handles“. Das wollen wir ja nun nicht! Denn mit Hüftgold läuft es sich schwerer!
Fette sind gut für die „Schleusen der Zellen“:
Man könnte zum Thema Fette auch noch tiefer in die Mitochondrien-Medizin einsteigen. Aber um es einfach auszudrücken: unsere Zellen brauchen für den Austausch von lebenswichtigen Stoffen hochwertige Omega 3- und Omega 6-Fettsäuren. Denn diese erhalten die Membrane gesund. Über die Membrane erfolgt mit Hilfe von Protein-Rezeptoren – das sind quasi die Andockstationen der Zellen - der Austausch von Hormonen und Neurotransmittern bzw. Botenstoffe. Die Membrane sind also die „Schleusen“ für diese wichtigen Austauschstoffe. Und diese „Schleusentore“ bestehen zur Hälfte aus Eiweißmolekülen und Fettsäuren. Wenn diese Tore dicht sind und nicht funktionieren, gibt es keinen Nachschub für die komplexen Prozesse in unserem Organismus. Dann ist Stillstand im System angesagt. Und dann kann z.B. das Immunsystem schlapp machen. Ein gesundes Immunsystem benötigt also die richtige Menge an hochwertigen Fetten.
Was passiert, wenn zu wenig oder falsche Fette aufgenommen werden?
Wenn über die „Schleusentore“ der Austausch von Botenstoffen und Hormonen z.B. im Gehirn gestört ist, geht es zu Lasten unseres Wohlbefindens. Ein zu niedriger Spiegel von Fettsäuren kann uns frustriert, deprimiert, unkonzentriert und wütend machen. Eine Studie z.B. soll zu dem Ergebnis gekommen sein, dass Norweger, die regelmäßig Lebertran zu sich nehmen, häufig weniger depressiv sind.
Nun reicht natürlich nicht der Griff zur Ölflasche, um glücklich und zufrieden zu sein. So einfach ist es nicht! Für ein zufriedenes Leben spielen selbstverständlich noch weitere Dinge eine Rolle. Nur durch einen Löffel Öl wird man nicht happy! Aber die Wahrscheinlichkeit steigt mit einer vielseitigen, natürlichen und köstlichen Ernährung. Und dazu zählen auch die richtigen Fette. Denn ist der Körper gesund, freut sich der Mensch. Fette sind auch wichtig für die Vitaminaufnahmen, denn einige Vitamine sind nicht wasser-, sondern fettlöslich. Nehmen wir zu wenig Fette zu uns, werden bestimmte Vitamine nicht aufgenommen und verarbeitet. Dann kommt wieder das Immunsystem – unsere „Körperpolizei“, die für Ordnung sorgt - zu kurz.
Welches sind die richtigen Fette?
Diese Frage ist inzwischen etwas überholt. Vielfach wird in mehrfach ungesättigte, einfach gesättigte und gesättigte Fette unterschieden. Das ist nicht falsch. Aber die Frage sollte heute insbesondere auch heißen, in welchem Verhältnis sollten die verschiedenen Fette aufgenommen werden. Denn die Balance der verschiedenen Fettsäuren ist entscheidend.
Und hier geht es in erster Linie um Omega 6 und Omega 3 Fette. Inzwischen wurde heraufgefunden, dass Omega 6 Fettsäuren Entzündungsprozesse fördern. Daher kann man grob sagen, dass der Anteil an Omega 3 höher sein soll (doppelt soviel Omega 3). Oft werden zu viel Omega 6 Fette verwendet.
Empfohlene Öle sind Leinöl, Hanföl, Rapsöl, Walnussöl und Weizenkeimöl, Traubenkernöl sowie Olivenöl. Natürlich bio und schonend hergestellt!
Auch fettreicher Meeresfisch (z.B. Makrele, Hering und Lachs) hat einen hohen Anteil an Omega 3-Fettsäuren. Allerdings ist hier natürlich wichtig, auf schonende Fangmethoden zu achten, um eine Überfischung der Meere zu verhindern. Denn wir wollen ja nicht das Leben im Meer aus dem Gleichgewicht bringen.
Fette mit hohen Omega 6 Anteilen sind Sonnenblumenöl, Diestelöl, Maiskeimöl, Sojaöl. Davon sollte weniger verzehrt werden.
Öle können aber auch gemischt werden, damit die Balance zwischen Omega 3 und 6 wieder stimmt.
Was ist mit tierischen Fetten?
Tierische Fette sind per se nicht schlechter. Allerdings fördern tierische Fette Entzündungen. Menschen, die z.B. an Rheuma, Arthrose oder Schuppenflechte leiden, sollten daher wenig davon verspeisen oder ganz drauf verzichten. Fakt ist definitiv, dass ein hoher Anteil von tierischen Fetten nicht empfehlenswert ist. Wichtig ist beim Fleischkauf außerdem, dass es aus gesunder und tierfreundlicher Haltung stammt. Denn sind die Tiere gesund, brauchen sie keine pharmazeutische Unterstützung. Da geht es dem Tier genauso wie dem Menschen ;-) Fleisch von Weidentieren in geringen Mengen mit viel Gemüse ist also unbedenklich. Besser weniger und teurer, als viel und billig kaufen, lautet die Devise!
Jeder kann natürlich selber entscheiden, ob er tierische Fette in Form von Fisch und Fleisch essen möchte oder nicht. Da spielen mehrere Überlegungen eine Rolle, z.B. moralische, aufgrund der häufig tierunfreundlichen Haltung und Aufzucht und auch Umweltaspekte. Denn die Massentierhaltung ist auch eine Belastung für unsere Umwelt. Informieren und dann entscheiden ist immer gut!
Noch etwas zu gesättigten Fetten:
Lange galten gesättigte Fette als ungesund. Inzwischen ist jedoch erwiesen, dass durch gesättigte Fette das (gute) HDL-Cholesterin steigt. Gleichzeitig werden die LDL-Cholesterin Partikel größer. Und dieser Vorgang schützt die Gefäße. Wenn wir Kohlenhydrate essen, steigt das LDL-Cholesterin in Form von kleinen dichten Partikeln und diese gelten als gefäßschädigend. Bei einem großen LDL-Partikel ist die Gefahr nicht so hoch, dass es oxidiert. Und oxidiertes Cholesterin ist schädlich.
Zu viele Kohlenhydrate fördern also schlechte LDL-Cholesterin Partikel und gesättigte Fettsäuren aus tierischen Fetten bewirken das Gegenteil. Aber auch hier gilt: das richtige Maß ist entscheidend!
Einige Ernährungskonzepte beziehen sich darauf, dass schon der Steinzeitmensch Fleisch gegessen haben. Ja, das ist richtig. Allerdings erlegte der Steinzeitmann nicht täglich ein Mammut oder ein anderes Tier. Es gab auch lange fleischlose Phasen. Es ist gut, wenn die Portion "Grünzeug" viel größer als das Stück Fleisch auf dem Teller ist ;-)
Welche Fette sollten komplett gemieden werden?
Insbesondere sollten Fette aus stark verarbeitetem Fleisch (insbesondere Wurst, Salami) und alle frittierten Nahrungsmitteln (Transfettsäuren) wie Pommes gemieden werden. Diese sogenannten gehärteten Fette oder Transfette sind gesundheitsschädlich, denn sie verstopfen die „Leitungen“, auch in unserer Schaltzentrale. Das liegt daran, dass überschüssiges Fett nicht nur in unserem „Rettungsring“ rund um die Hüfte, sondern auch in den Arterien in unserem Oberstübchen abgelagert wird.
Wenn die Hüftringe klein bleiben sollen, so wäre es vorteilhaft , wenn Nussnougatcreme, Fertigbackmischungen, Chips, Wurst, Pommes, Blätterteig, Fertiggerichten wie auch Pizza, Margarine, Fertiggerichte nicht auf dem täglichen Speiseplan stehen ;-) Man fällt nicht gleich um, wenn man diese Dinge ist, aber fitter, schlauer oder schöner wird man dadurch nicht unbedingt ;-)
Ist sonst noch etwas wichtig?
Ja, und zwar folgendes:
- Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass das Öl kaltgepresst ist, denn bei einer nachlässigen Verarbeitung werden wertvolle Inhaltsstoffe zerstört. Bei Ölen lohnt es sich definitiv, ein paar Euro mehr in die Hand zu nehmen.
- Und vorsichtig, viele gute Fette sind nicht sehr hitzebeständig. Zum Braten nur Kokosfett und Sesamöl verwenden, da diese hitzebeständig sind. Olivenöl z.B. sollte nicht erhitzt werden, da dann schädliche Oxidationsprozesse entstehen, denn ab 140 Grad werden viele Öl zerstört. Besser mal Fisch dünsten oder Fleisch auch kochen.
- Wichtig ist auch eine kühle, dunkle Lagerung (Kühlschrank), denn essentielle Fette verderben schneller als billige Öle. Also lieber kleine Flaschen und nicht auf Vorrat kaufen sowie innerhalb von 4 bis 6 Wochen verzehren.
- Menschen mit entzündungsgedingten Erkrankungen sollten auf tierische Fette verzichten.
- Ein bis zwei Esslöffel unerhitztes Öl am Tag (Leinöl und Weizenkeimöl) kann z.B. unter den Haferbrei oder in einen selbstgemachten Magerquark mit Früchten gerührt werden. Pur geht natürlich auch ;-) Dann hat Euer Gehirn schon gut „Zündstoff“ für den Tag!
KURZUM:
Nicht nur hochwertige pflanzliche Fette sind gut, auch tierische Fette sind OK. Aber die Dosis ist entscheidend und die Balance zwischen Omega 3 und Omega 6 Fettsäuren. Je nach gesundheitlicher Situation und körperlicher Beanspruchung sind die Fette unterschiedlich zu dosieren. Auch hier gibt es also keine Pauschallösung – individuell auf den Bedarf abstimmen.
Gesunde Fette sind Energielieferanten und fördern den Austausch von Botenstoffen und verbessern dadurch unsere Konzentrationsfähigkeit, unsere Stimmung und unsere Lernbereitschaft. Außerdem sind sie gut für die Schönheit (denn unsere Haut freut sich auch über gute Fette) und unser Immunsystem.
Das was wir essen beeinflusst unseren Stoffwechsel in unserem Körper – und in unserem Kopf! Und wenn in unserem Oberstübchen die Botenstoffe ungehindert von Zelle zu Zelle kommen, läuft das Leben leichter :-)
Also, surf your brain with oil!